Eruptionen, die das moderne Zeitalter schockierten

Eruptionen, die das moderne Zeitalter schockierten

Der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull verursachte im Jahr 2010 die größten Probleme im Flugverkehr seit dem Zweiten Weltkrieg. Vulkanausbrüche waren seit immer faszinierende Ereignisse der Geschichte von der Zerstörung der Stadt Pompeii im römischen Reich bis zu den katastrophalen Ausbrüchen der Vulkane Tambora und Krakatau im 19. Jahrhundert.

Zahlreiche Vulkane dominieren das Inselgebiet Indonesiens. Sie entstehen in der Subduktionszone zwischen der Eurasischen und Indo-Australischen Platte. Die Subduktion bezeichnet den Vorgang, wenn sich zwei litosphärische Platten aufeinander zubewegen, wobei eine Platte unter die andere abtaucht. Einige indonesischer Inseln wie Krakatau sind für ihre Vulkanausbrüche bekannt. Es wird geschätzt, dass es zu einem außergewöhnlich starken Ausbruch vor 74 000 Jahren kam, der einen sechs Jahre langen Vulkanwinter hervorrief. Deswegen kommt es überraschend, dass der Ausbruch des Vulkans Tambora 1815 noch immer wenig bekannt ist. Die Erklärung dafür liegt wahrscheinlich in der Tatsache, dass als Krakatau explodierte, war Telegraphie weit verbreitet und die Nachrichten konnten schnell übermittelt werden. Das war nicht der Fall als Tambora ausbrach.

Tambora 1815 – ein Jahr ohne Sommer

Der Tambora befindet sich auf der Insel Sumbawi, deren Fläche 15448 m² beträgt, und hat 1,39 Millionen Bewohner. Der Vulkan war vor dem Ausbruch 3,4 km hoch und hatte eine der höchsten Spitzen im indonesischen Archipel. Die Eruption entstand durch Akkumulation von Lava.

Vor dem Ausbruch blieb der Tambora fast 1000 Jahre lang inaktiv. 1812 konnte man Getöse hören und eine dunkle Wolke verbreitete sich über weiten Teilen der Insel. Zuerst fand eine Eruption mittlerer Stärke am 5. April 1815 statt, der eine starke Detonation folgte. Die Explosionsgeräusche wurden auf 1400 km entfernten Inseln Borneo, Java und Molukken vernommen. Viele Bewohner dachten, Kanonenschüsse zu hören und einige militärische Einheiten wurden mobilisiert. In den Morgenstunden des 6. April begann Asche in östlichen Teilen der Insel Java zu fallen. Was man früher als Kanonenschüsse bezeichnete, hörte man vier Tage später auf der Insel Sumatra, die 2600 km entfernt liegt. Allerdings war all dies nur die Einführung.

Die Vulkanaktivitäten intensivierten sich in den Abendstunden des 10. April. Das ganze Gebirge war mit heißer Lava bedeckt und es schien, als ob die Flammen den Himmel anfassten. Wie ein Regen begannen Steine mit Durchmesser bis 20 cm in der ganzen Umgebung zu fallen, wobei Aschewolken die Insel überschatteten. Die Lava floss den Berg hinunter und zerstörte völlig das Dorf Tambora. Die Aschewolke verbreitete sich bis den Inseln Java und Sulawesi (etwa 500 km).

Auf dem Vulkanexplosivitätsindex (eng. volcanic explosivity index) liegt der Tambora-Ausbruch bei einer Stärke von 7. Einen Ausbruch ähnlicher Stärke gab es nur im Jahr 180 n. Chr., als der Vulkan Taupo explodierte. Die Menge des ausgeworfenen Materials beläuft sich auf 160 m³, was wahrscheinlich die größte Menge in historischer Zeit war. Die Explosion hatte die Kraft von 800 Megatonnen von TNT-Sprengstoff, was viermal mehr als die Explosionskraft von Krakatau war und 16-mal stärker als die größte Atombombe, die je getestet war und ist unter dem Namen Zar bekannt. Der Krater vulkanischen Ursprungs (sog. caldera) wies einen Durchmesser von 7 km auf und war etwa 1 km tief. Der Tambora verkleinerte sich nach dem Ausbruch mit der neuen Höhe von 2851 m, das heißt dass sich die Höhe des Vulkans um ein Drittel reduzierte. Der durch Explosion entstandene Rauch wurde in die Stratosphäre ab etwas 43 km Höhe geblasen. Die gesamte Pflanzenwelt wurde auf der Insel zerstört und ausgerissene Bäume schwammen auf umliegenden Meeren. Es wird geschätzt, dass der Vulkanausbruch zwischen 11000 und 12000 Menschenleben forderte, wobei mehr als 90% der Opfer die Inselbewohner waren. Die meisten Bewohner wurden nach der ersten Eruption, die am 5. April geschah, nicht evakuiert. Viele Menschen starben wegen Hungersnot und verschiedenen Krankheiten, weil die Landwirtschaft auf dem betroffenen Gebiet nach dem Vulkanausbruch zerstört war. Giftige Gasen gelangten in die Atmosphäre und Menschen wurden von verschiedenen Krankheiten überfallen. Des Weiteren löste die Explosion vor Ort einen 4 m hohen Tsunami (was zu mittelgroßen Wellen zählt) aus. Es wird angenommen, dass weitere 49 000 Menschen an den indirekten Folgen der Katastrophe starben.

Die Insel gehörte damals dem britischen Kolonialreich. Ein britischer Leutnant, Owen Phillips, untersuchte die Folgen des Ausbruchs. Er hob Folgendes hervor: „Während der Reise zum westlichen Teil der Insel bin ich durch fast ganzes Dompa und viele Teile von Bima durchgewandert. Es war furchtbar, extreme Armut zu sehen, in die die Bewohner gedrängt wurden. Menschliche Überreste lagen noch immer auf der Straße. Man konnte Markierungen sehen, wo viele andere begraben wurden. Dörfer waren fast völlig verlassen und die Überlebenden zerstreuten sich in allen Teilen der Insel, um Nahrung zu finden.“

Die Eruption rief auch klimatische Anomalien mit globalem Charakter hervor, die man als Vulkanwinter bezeichnet. Das Jahr danach (1816) war auch für Europa und Nordamerika als Jahr ohne Sommer bekannt. Nach der Eruption ging das Vieh auf der Nordhalbkugel ein und die Gesamternte wurde vernichtet, was zu Hungersnot führte. Dazu verbreiteten sich Krankheiten wie Typhus oder Cholera. Es wird geschätzt, dass aus den oben genannten Gründen noch 200 000 Menschen starben.

Die Monsun-Saisons wurden in China und Indien geändert und tausende von Menschen mussten vor Fluten fliehen. Aschenpartikel blieben mitunter monate- bis jahrelang in der Atmosphäre. Sie verbreiteten sich um die Welt und verursachten verschiedene optische Phänomene wie langwierige und brillante Farben des Sonnenuntergangs.

Während der Ausgrabungen 2004 wurden die Reste eines Dorfes entdeckt und zwei Leichen drei Meter unter der Asche gefunden. Die Skeletten wurden in derselben Position ausgegraben, in der sie einst 1815 verstarben. Deswegen wurde der Ort „Pompeii des Osten“ genannt. Nämlich ist die Tambora-Eruption jener des Vesuvs 79 n. Chr. ähnlich.

Krakatau 1883: Eruption, die den lautesten Schall in der Geschichte hervorbrach

Am 26. August 1883 fang die Eruption des Vulkans Krakatau in Indonesien an. Am nächsten Tag stürzten zwei Drittel des Vulkans zusammen, wobei es zur stärksten Explosion in der historischen Zeit kam. Das Äquivalent des Ausbruchs an Sprengkraft dürfte zwischen bis 200 Megatonnen TNT gelegen haben.

Die stärkste Wasserstoffbombe, die je explodiert war, war die Zar-Bombe, deren Sprengkraft 50 Megatonnen betrug. Die erste im Krieg eingesetzte Bombe hieß Little Boy mit 15 Kilotonnen Sprengkraft, die über japanische Stadt Hiroshima abgeworfen wurde. Die Explosion der Zar-Bombe war rund ein Viertel so stark wie der Ausbruch des Krakatau. Das Äquivalent des Ausbruchs an Sprengkraft entspricht etwa 13 300 Hiroshima-Bomben und war stärker als irgendeine Waffe, die Menschen je herstellten.

Durch die Explosion wurden mehr als 36000 Menschen getötet. Die ganze Insel war wörtlich wegexplodiert. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung benötigte es mehr als eine Explosion, um den Vulkan und die Insel zu zerstören. Von insgesamt vier Explosionen war die dritte am stärksten und geschah um 10 Uhr Ortszeit. Krakatau explodierte auch früher, aber die letzte Explosion wurde zwischen 1680 i 1681 registriert.

Die erste Explosion 1883 war so laut, dass die Inselbewohner im Umkreis bis 160 km ertaubten. Einige Menschen konnten die Geräusche gar nicht hören, weil ihre Trommelfelle so schnell platzten. Sie waren aber glücklich, falls dem Schall keine Wasserschläge (Tsunami) und pyroklastische Ströme folgten.

Das Explosionsgetöse konnte man auf der afrikanischen Insel Rodriguez vernehmen, die sogar 4800 km vom Krakatau entfernt ist. Der Schall reiste bis dahin vier Stunden lang. Die Bewohner an den Küsten Australiens und auf den Inseln in der Nähe von Afrika hörten das Getöse und dachten, dass es um Schüsse von Schiffen ging.

Die Daten aus den damaligen Stationen für Druckmessung zeigten, dass sich die durch Explosion entstandene Schallwelle auf der ganzen Welt verbreitete und siebenmal die Erde umkreiste, bevor sie unter das messbare Niveau sank. In den nächsten Monaten haben alle Zeitungen über die weit entfernte Explosion geschrieben und Wissenschaftler begannen in vielen Ländern Daten zu sammeln und analysieren. Bei der britischen Königlichen Gesellschaft wurde ein spezieller Ausschuss gebildet, der einen speziellen Bericht vorlegen musste.

Es wird angenommen, dass der Schalldruckpegel bei 180 dB lag, was ungefähr der Auswirkung entspricht, wenn eine Masse von 20 Kilogramm den Druck auf das Trommelfell ausüben würde. Vergleichsweise erreichen Strahlflugzeuge einen Pegel von 130 dB (die Dezibel-Skala ist logarithmisch, d. h. dass der Schall etwa 316 mal lauter war).

Die Explosionswolke erreichte die Mehrheit der indonesischen Insel und im Umkreis von 75 km blockierte völlig die Sonne. Die damaligen Wissenschaftler rechneten die Höhe des durch Explosion bedingten Tsunami, der wahrscheinlich etwa 9 Meter hoch war, aber die Zeugen redeten von bis 25 m hohen Wellen.

Die Quellen sprechen von Leichen, die das Meer sogar ein Jahr nach der Explosion an die Strände Asiens, Australiens und sogar Ostafrikas schwemmten. Ein Teil des früher angesiedelten Gebiets auf der Insel Java war nie wieder bewohnt sondern ist mit Dschungel bewachsen und wurde zum Nationalpark erklärt. Die Auswirkungen des Klimawandels erfassten die Welt, weswegen die Temperatur auf der Nordhalbkugel im Durchschnitt um 1,2 Grad sank und das Wetter bis zum Jahresende unvorhersehbar blieb. Die große Aschemengen in der Atmosphäre veränderten die Art und Weise wie das Sonnenlicht bricht und reflektiert, weswegen der Himmel beim Sonnenuntergang in vielfältigen Rotnuancen leuchtete, was in Kunstwerken der damaligen Künstlern zu sehen ist.

Die Insel wächst durch den Vulkanaktivität mit der Zeit empor und liegt heute wieder über dem Meereswasserspiegel. Die Insel Anak Krakatau (Kind des Krakatau) und wächst weiter.

In der Vergangenheit gab es viel schlimmere geologische Ereignisse, die noch lautere Schälle hervorriefen, aber der Ausbruch des Krakatau ist der einzige, dessen Folgen registriert und beschrieben wurden.

Alaska 1912: Überraschung

Niemand merkte, dass in einem dünn besiedelten Gebiet ein Vulkan auszubrechen begann. Am 6. Juni 1912 bezeichnete eine große Explosion die Geburt eines neuen Vulkans auf Alaska. Explosionsgeräusche konnten in bis 1000 km Entfernung vernommen werden. In den nächsten fünf Tagen schleuderte der Vulkan dichten Rauch und Asche in die Atmosphäre bis in 30 km Höhe.

Die Einwohner der Insel Kodiak waren bei diesem Anblick entsetzt, besonders dann als schnell nach dem Getöse Vulkanasche zu fallen begann. In drei Tagen begrub die Asche ihre Stadt unter 30 bis 40 cm dicker Schicht, wobei viele Gebäude unter dem Gewicht zusammenkrachten. Viele Tiere erblindeten oder erstickten wegen der Asche und das Sonnenlicht war durch Wolken blockiert. Diese Eruption war doch viel schwächer als die von Tambora und Krakatau. Der Wind zerstreute die Asche über weite Teile Nordamerikas. Aschensedimente wurden sogar im Westen Kanadas und mehreren Bundesstaaten der USA gefunden. In der Endphase der Eruption erreichte die Vulkanasche auch Afrika. Die meisten Menschen wussten nichts von der Eruption. Diejenigen, die in der Nähe lebten, vermuteten dass einer der herumliegenden Vulkane ausbrach und zwar höchstwahrscheinlich der Katmai. Der Vulkanausbruch hatte keinen großen Einfluss auf das Klima, weil er im Norden am Ende des Sommers geschah.

Während der dreitägigen Explosion wurden 14 Erdbeben verspürt, die große Energie freisetzten, weil ein neuer Vulkan entstand. Erst vier Jahre später wurden Expeditionen geschickt, die die Folgen der Eruption feststellen sollten. Drei von vier Expeditionen wurden von Robert Griggs geführt und die Befunde übertrafen ihre Erwartungen.

Ein ganzes Tal war jetzt ein verbranntes Ödland. Aus dem Boden wurden Dampfsäulen zischend ausgespuckt. Griggs umbenannte das Tal ins Tal der 1000 Räuche. Die ausgespuckte Asche, Vulkanklüfte und andere Nebenerscheinungen der Eruption ausheizten und stießen bis 1980er Wasserdampf aus. Es war das erste Mal, dass es der Wissenschaft möglich war, ein solches Ereignis zu studieren. Der Katmai brach zusammen, weil sich die unter ihm gelegenen Reservoirs von Magma ausleerten.

Der neue Krater hatte den Durchmesser von 3 km, was für die Expedition der Beweis war, dass gerade dieser Vulkan eruptierte. Erst in den 1950er waren die Geologen zur Einsicht gekommen, dass die Eruption im Vulkan unter dem Namen Neue Eruption in der Nähe von Katmai anfang. Auf diesem Gebiet befinden sich noch Vulkane Mageik, Martin, Trident und Griggs. Alle aufgezählten Vulkane waren in den letzten 10 000 Jahre aktiv.

Philippinen 1991: Eruption, die das Ozonloch über der Antarktika vergrößerte

Im Juni 1991 fing die Eruption des aktiven Vulkans Pinatubo auf der philippinischen Insel Luzon an. Der Vulkan wurde bis daher für inaktiv gehalten und sein Krater war schwer sichtbar. Er war durch Erosion geschädigt, sodass man ihn von den umher liegenden Bergen nicht unterscheiden konnte und dazu war er von dichtem Gewächs bedeckt. Vor der Eruption gab es mehrere schwache Erdbeben seit dem März derselben Jahres. Vielleicht wurde auf Luzon das große Erdbeben der Stärke 7,7 auf der Richterskala vom Juli 1990 auch durch diese Vulkanaktivitäten verursacht. Geologen nehmen an, dass sich die letzte Eruption gegen 1500 ereignen könnte. Nach kleineren Erdbeben begann der Vulkan im März, Asche auszuspucken. Geologen haben in der Zwischenzeit entdeckt, dass der Vulkan in den letzten 6000 Jahren mindestens dreimal eruptierte.

Da sich die Vulkanaktivität weiter intensivierte, wurden die Ortsansässigen evakuiert. Am 3. Juni kam es zu ersten Magma-Ausströmungen, die zwölf Tage andauerten. Später bildete sich im Krater ein 10 Meter tiefer See, in dem rund 500 Gebäude (darunter Schulen und Kirchen) versunken.

Während der Eruption kamen 847 Menschen ums Leben meistens durch Sedimentation von Vulkanasche, weswegen Dächer zusammenbrachen. Rund 50 000 Menschen blieben ohne Heim, denn viele Dörfer, Flusstäler, Brücken und Teiche zerstört wurden. Die Asche veränderte die kleineren Flüsse in der Umgebung, sodass es zu Überflutungen kam. Ascheschichten waren im Durchschnitt 5 cm hoch, aber den größten Schaden richteten sie in der Landwirtschaft an, weil Feldfrüchte zerquetscht oder verbrannt waren.

Rund 15 Flugzeuge wurden durch Vulkanasche beeinträchtigt, weil sie Motoren beschädigte. Ascheregen gab es im Großteil Indonesiens, aber auch in Vietnam, Kambodscha und Malasien.

Es wird geschätzt, dass es danach zu einer globalen Abkühlung von rund 0,5° kam. Das war das erste Mal, dass ein starker Einfluss auf die Ozonschicht registriert wurde. Die Ozonschicht in den mittleren Breitengraden wurde geringer und über der Antarktika nahm das Ozonloch eine neue Rekordgröße an (die Eruption des Hudson in Chile 1991 trug ebenfalls zur Zerstörung der Ozonschicht bei).

Obwohl die Eruption von 1991 die zweitgrößte im 20. Jahrhundert war, war sie gleichzeitig anhand der geologischen Daten eine der schwächsten Eruptionen dieses Vulkans. Im September 1992 kam es wieder zu einer schwachen Eruption, wobei 10 000 Häuser zerstört wurden. Das Gebiet ist auch heute angesiedelt.

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