Das bekannteste Foto eines sexuellen Übergriffs in der Geschichte?

Das bekannteste Foto eines sexuellen Übergriffs in der Geschichte?

Das Foto „V-J Day in Times Square“ des Fotojournalisten Alfred Eisenstaedt wurde am 14. August 1945 während der Feier des Sieges über Japan am bekannten Times Square in New York aufgenommen. Die Aufnahme erschien in der folgenden Woche auf dem Titelbild des LIFE Magazine als ein Teil einer Fotoreportage über die Feier des Kriegsendes. Es zeigt eine spontane aber umstrittene Szene – einen Matrosen der eine Krankenschwester küsst.
Eisenstaedt erkannte den künstlerischen und symbolischen Wert dieses Fotos und promovierte es vorsichtig in eines der bekanntesten Fotos in der Geschichte. Das Foto ist auch heute urheberrechtlich geschützt, doch dem amerikanischen Fotografen der US-Marine, Victor Jorgensen, gelang es gleichfalls, dieselbe Szene aus einem anderen Winkel aufzunehmen.
Seinen späteren Büchern gemäß bemerkte Eisenstaedt einen Matrosen, der die Straße entlang lief , jede Frau umarmte und sie küsste (sogar alte Frauen). Er versuchte, ihn dabei zu fotografieren, doch nur die ikonische Aufnahme gelang, teilweise auch deshalb, weil die Krankenschwester Weiß trug. Die Identität des Matrosen und der Krankenschwester ist noch heute bestritten. Eine Frau meldete sich dem Fotografen Ende der 1970er Jahre, wonach LIFE forderte, dass sich auch der Matrose aus der Aufnahme wegen einer Reportage meldet. Es meldeten sich aber elf Männer und noch drei Frauen. Die erste Frau, die sich meldete, Edith Stein, gilt als zu klein, um die Krankenschwester vom Foto zu sein. Die wahrscheinlichste Kandidatin ist Greta Friedman, eine Jüdin aus Österreich, die vor dem Nationalsozialismus in die Vereinigten Staaten geflohen ist. Sie war eigentlich eine Zahnarzthelferin und keine Krankenschwester. Sie beschrieb in einem Interview für das Veterans History Project in 2005, dass sie gewaltsam geküsst wurde. Der Matrose ergriff sie plötzlich, nach Alkohol riechend, und steckte seine Zunge in ihren Mund. Auf den Fotos von Eisenstaedt und Jorgenson ist deutlich zu sehen, dass die Frau ihre Fäuste ballte und dass der Matrose ihren Kopf mit seinem linken Arm gewissermaßen in einem Ringergriff festhielt. Die zur Seite neigende Pose wird fälschlicherweise dem leidenschaftlichen Kuss zugeschrieben – eigentlich war der Körper der Frau ganz steif und sie versuchte seinem Mund zu entkommen. Später sagte sie aus, sie nehme ihm den Kuss nicht übel, da er zu jener Zeit von der Nachricht über das Ende des Krieges erfreut war (weswegen er an der Invasion von Japan nicht teilnehmen musste). Feministische Autorinnen sind aber in der letzten Zeit der Meinung, dass es sich bei dieser Tat nach den heutigen Maßstäben um einen sexuellen Übergriff handelt.

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