Anfang des britischen Geheimdienstes

Anfang des britischen Geheimdienstes

Die Anfänge des berühmtesten Geheimdienstes in der Welt, der britischen, sind mit dem Streitfall zwischen den beiden Königinnen, Elisabeth I. Tudor und Maria Stuart verbunden. Streitfrage lautete: Wem gehört der englische Thron?

Am 24. Juli 1567 zwangen protestantische Adligen die katholische Königin von Schottland, Maria Stuart, abzudanken. Sie floh dann nach England, weswegen sie eine unmittelbare Bedrohung für den englischen Thron darstellte, auf dem Elisabeth Tudor saß. Elisabeth I. war die Tochter des kontroversen Königs Heinrich VIII. und seiner zweiten Ehefrau Anne Boleyn, deren Ehe das katholische Europa nie anerkannte. Eigentlich war Henry mit Katharina von Aragon verheiratet und bat den Papst eine Ungültigkeitserklärung seiner Ehe mit Bezug auf den Levitikus in der Bibel, um Anne heiraten zu können. Die Heirat führte schließlich zum Bruch zwischen England und dem Papst sowie zur Gründung der anglikanischen Kirche. Folglich wurde Elisabeth I. als seine legitime Tochter auch nicht anerkannt und ihr Recht auf den Thron wurde bestritten. Die Meinung herrschte, dass nur Maria den Thron besteigen durfte, die Enkelin der verstorbenen Schwester von Heinrich VIII., der Prinzessin Margaret, die 1503 den schottischen König Jakob IV. heiratete.

Die Ridolfi-Verschwörung

Der erste Anhänger, der gleich nach Ankunft Marias in England zu Hilfe kam, war der Katholike Thomas Howard, 4. Duke of Norfolk. Er vereinbarte eine Ehe mit der abgestzten schottischen Königin hinter dem Rücken Elisabeths I. Damals durften nämlich die Anwärter auf den Thron ohne Genehmigung der Königin heiraten. Die Verschwörung wurde von Elisabeth I.s Staatssekretär William Cecil entdeckt, nachdem seine Agenten einen Sack voll Geld und kodierte Briefe abgefangen hatten, die Norfolk durch seinen Vermittler Lawrence Banister an Marias Komplizen schickte. Elisabeth I. verschonte ihn. Doch zog er keine Lehre daraus und anstatt sich zusammen mit Henry Fitualan, 19. Earl of Arundel, zurückzuziehen, schickte er einen Auftrag an Florentiner Bankier Roberto die Ridolfi mit zwei Anordnungen: den Kontakt mit dem spanischen Botschafter don Guerau de Spes aufzunehmen und vom spanischen König Felipe II. Hilfe bei der Errichtung der katholischen Macht in England zu beantragen. Nachdem ein neuer Verschwörungsversuch vereinbart worden war, ging Ridolfi nach Rom, den Papst Pio V. über alles zu informieren. Auf dem Weg besuchte er den Herzog von Toskana, Cosimo di Medici, der Cecil über die verschwörerischen Pläne gleich benachrichtigte. Danach war das Komplott schnell aufgelöst. Norfolk wurde enthauptet und Ridolfi wurde zum Verhör auf Walsinghams Landgut Papey gebracht. Trotz der offensichtlichen Beteiligung an der Verschwörung gegen die Königin, war Ridolfi freigegeben. Es wird angenommen, dass ihn Walsingham in Einvernehmen mit Cecil in die Freiheit entließ, nachdem er Ridolfi mithilfe bestimmter Methoden überredete, ein Doppel-Spion zu werden. Es ist auch möglich, dass Ridolfi als englischer Agent Provocateur im Dienst W. Cecils mit dem Ziel arbeitete, den Herzog von Norfolk und die katholischen Adligen völlig zu diskreditieren und neutralisieren.

Walsinghams Netz

Am 23. Dezember 1570 nahm Walsingham seinen ersten offiziellen Kontakt mit seiner Königin auf, nachdem er Anweisungen von ihr gekriegt hatte, was er als  neu ernannter Botschafter in Frankreich tun sollte. Genau drei Jahre später wurde er zum neuen Staatssekretär ernannt, als Cecil von der Position zurücktrat. In den Notizzen des Antiquars Robert Beal steht, dass Walsingham ohne Umschweife seine Meinung äußerte. So definierte er offen in seinem Memorandum vom 1578 die grundlegenden Probleme von England, unter denen das größte die Loyalität eines Teils der Bevölkerung der ehemaligen schottischen Königin Maria Stuart war. Walsingham gründete ein Netzwerk von Mitarbeitern, Spionen und Spitzler, um jede Absicht Marias zu hintertreiben, den englischen Thron zu besteigen.

Zusätzlich zu den Agenten, die die Basis der Geheimdienstler bildeten, beschäftigte Walsingham soweit erforderlich auch “Gelegenheitsspione”, die nur eine einzige Aufgabe erfüllen sollten. Heutzutage tut die CIA etwas Ähnliches und nennt dies “gelegentliche Beschäftigung”. In seinem Netz hatte Walsingham in ganz Europa dreiundfünfzig “gewöhnlichen” Spione und achtzehn hochrangige Agenten neben einer großen Anzahl von Informanten, die in England agierten. Bis 1580 konnte er mit den Dienstleistungen von Agenten in zwölf französischen Städten, neun deutschen, vier italienischen, drei niederländischen, vier spanischen und in einer unbekannten Anzahl von Orten in Algerien, Tripoli und Konstantinopel rechnen.

Francis Walsingham verstand auch, wie wichtig die Propaganda ist, um politische Ziele zu erreichen. Zu diesem Zweck schrieb er den “Diskurs über die Scheinehe zwischen dem Herzog von Norfolk und der Königin von Schottland.” Propaganda wird auch verwendet, um Absichten seiner Feinden ins Wanken zu bringen. Um ein Beispiel zu nennen: Als er erfuhr, dass  die spanische Armada plante, England anzugreifen, ließ er eine Reihe von Prophezeiungen in Paris, Amsterdam, Lissabon und Spanien verbreiten, die von Stürmen und schrecklichen Unfällen besagen, die sich gerade in der Zeit des Angriffs ereignen sollten.  Mit Hilfe seiner Mitarbeiter beschlagnahmte er das Propagandamaterial von politischen Gegnern insbesondere von sog. Rekusanten, d.h. Katholiken, die sich weigerten, der anglikanischen Kirche zu dienen. Ein Großteil von Rekusanten floh nach anderen europäischen Ländern.

Die Situation in England in den 70er und 80er des 16. Jahrhunderts lässt sich mit derjenigen im 20. Jahrhundert im Vereinigten Königreich vergleichen. Die beiden Zeitperioden waren durch einen gewissen kalten Krieg, starke entgegengesetzte Ideologien, Skepsis, Unbehagen und Angst geprägt. All dies sind Umstände, unter denen Spionage floriert. Der Unterschied zwischen den erwähnten Zeitperioden besteht darin, dass heutzutage Geheimdiensten wie MI5 und MI6 Teile eines vortrefflich organisierten Systems sind, die von der politischen Spitze unterstützt werden und Finanzmittel in Höhe von Milliarden Euro kriegen. Francis Walsingham musste bei Null anfangen. Es ist besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass Walsingham und Elisabeth I. keine offizielle Einrichtung oder Organisation hatten, die sich mit nachrichtendienstlichen Tätigkeiten beschäftigten. Hier ist die Rede von den Anfängen des späteren Geheimdienstes, der in England seinen offiziellen Namen erst 1909 erhielt und sich aus der Admiralität für den Oberbefehl über die Royal Navy und des Kriegrates entwickelte.

Trotz des entwickelten Netzwerkes von Mitarbeitern, arbeitete Walsingham oft alleine. So wäre es am bestn, dache er. Da er im Mittelpunkt des damals am weitesten verbreiteten und effizientesten Nachrichtendienstes der Welt stand, dachte er oft, dass er doch am besten Überblick über die Situation hatte. Im Einklang damit unternahm er entsprechende Schritte. Ein solches  Benehmen ähnelt stark dem von J. Edgar Hoover, dem ersten Leiter der amerikanischen FBI.

Spionagetechniken

Es ist bemerkenswert zu erwähnen, dass Walsingham unsichtbare Briefe verwendete. Um den geschriebenen Text lesen zu können, musste man eine verdünnte Lösung von Alaun oder eine verdünnte Mischung aus Milch und Zitronensaft auf eine bestimmte Temperatur anheizen. Er danach konnte man den Text lesen. Von großer Bedeutung war auch die Kodierung, insbesondere diejenige mit Hilfe von der sogenannten Cardan-Gitter. Die Methode wurde von Gerolamo Cardano erfunden, der 1552 in England als Gast von John Cheke lebte, dem Schwager von William Cecil. Das quaderförmige Gitter bestand aus hartem Material mit rechteckigen Löchern, die ungleichmäßig verteilt wurden. Jedem Loch wurde eine Zahl zugeordnet und als man sie auf ein Stück Papier legte, konnte man die Codes lesen, indem man der Reihenfolge der Zahlen folgte. Jedoch war diese Nachricht immer noch nicht verschlüsselt. Um die richtige Botschaft tatsächlich lesen zu können, musste man auf das Gitter noch eins mit einem Decoder stellen. Dieses hatte in genau derselben Stellen gebohrte Löcher. Erst danach entdeckte man die wahre Botschaft. Als Codes benutzte man auch Sternezeichen anstelle der richtigen Namen und Funktionen. So stellte zum Beispiel der dominante ambitöse Löwe den Königsrat dar, der streitlustige Bock stand für den ebenso streitlustigen Herzog von Parma und der dunkle autodestruktive Skorpion wies auf den spanischen König Felipe II. hin. Zum selben Zweck schrieben Agenten auch Wochentage in ihren Nachrichten – der Code für den französischen Botschafter war “Sonntag”. Zahlen wurde oft für viele Begriffe verwendet. Die Zahl 32 hieß Elisabeth I. und 23 Maria, 54 hieß Frankreich, 70 stand für Schottland. Es gab jedoch ein komplexeres Kodierungssystem, in dem ein Buchstabe durch mehrere Zahlen ersetzt werden konnte: der Buchstabe A ließ sich durch Zahlen 23, 91 – 100 ersetzen und der Buchstabe B durch 23 und 89 – 91.

Die Babington-Verschwörung

Die Geschichte über die Kodierung bringt uns zu Thomas Phelippes, der sehr gut Geheimcodes brechen konnte. In den Geheimdienst trat er zum ersten Mal 1578, als er Assistent des damaligen englischen Botschafters in Frankreich, des Sirs Amys Paulets war. Seine Aufgabe waren,  Spionage in Frankreich zu überwachen und Geldspenden von Elisabeth I. an französichen Hugenotten heimlich zu liefern. Seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Walsingham dauerte bis der zweiten Hälfte der 80er des 16. Jahrhundert, als ihm die wichtigste Aufgabe erteilt wurde. Er musste nämlich Beweise zusammenstellen, um den Schuld Maria Stuarts zweifellos zu bestätigen, dass sie sich an den Verschwörungen gegen die englische Königin beteiligte. Phelippes wurde erst nach Chartley geschickt, wo Maria zu dieser Zeit weilte, um die Situation zu erkunden. Dort kam er zur folgenden Idee: der Bierbrauer, der Bier nach Chartley brachte, sollte ein wasserdichtes Bündel Briefe für Maria in ein undurchlässiges Fassteil einlegen. Das Bündel sollte von Marias Sekretär, Claude Nau, übernommen und an Maria geliefert werden. Auf der selben Art und Weise sollte Maria ihre Antworten schicken. Zunächt musste er jedoch die schottische Königin im Exil überzeugen, dass der vorgeschlagene Kommunikationskanal wirklich zuverlässig ist. Als Versuchskaninchen diente der neue französische Botschafter, Chatenaux, der mit dem Phelippes´ Mitarbeiter den Kontakt aufnahm und ihn überredete, das ein Geheimkanal tatsächlich besteht, durch den er frei mit Maria Stuart kommunizieren kann. Chatenaux war naiv und glaubte an die Geschichte. Er schickte das erste Bündel an Maria, die es mit Begeisterung empfing, weil sie ein Jahr zuvor völlig isoliert lebte. Die Falle war vorbereitet. Nun musste man nur warten, dass Maria in die Falle geht.

Man wartete eigentlich auf die Korrespondenz zwischen Maria und Anthony Babington, der einer reichen englischen Familie entstammte und von klein auf von Maria fasziniert war. Nachdem er einen Teil seiner Jugend in Pariz und Rouen verbrachte, kehrte Babington zurück nach England, wo mit ihm bald darauf Thomas Morgan Kontakt aufnahm. Thomas Morgan war Agent von Maria Stuart in Paris, dem Gifford schon früher drohte. Maria Stuart war begeistert davon, dass sie frei korrespondieren konnte und begann, Details über die Verschwörung zu entdecken.

Nach ein paar höflichen Briefen bekam Walsingham, was er wollte. Am 17.5.1586 schrieb sie an Babington einen äußerst inkriminierenden Brief, in dem sie präzise Anweisungen für die Organisation von Angriffen am Punkten in Spanien, Frankreich und den Niederlanden gab, deren Endziel die Absetzung von Elisabeth I. war. Maria warnte Babington, ihren Brief gleich nach dem Lesen zu verbrennen. Die Anweisung war aber vergeblich. Walsingham fing den Brief ab und Thomas Phelippes dekodierte die gesamte Korrespondenz zwischen Babington und Maria.

Ein geschickter Fälscher fügte Marias Brief die Frage hinzu, in der sie Namen von sechs Personen aufforderte, deren Aufgabe sein sollte, Königin Elisabeth I. zu töten. Nun musste man nur auf den Rest der Korrespondenz zwischen Maria und den Verschwörern warten. Nachdem Anthony Babington enthüllt wurde, wurde er verhaftet und zusammen mit seinen Komplizen am 20. September 1586 in St. Giles hingerichtet. Das eigentliche Ziel war jedoch Mary Stuart. Das Gerichtsprozess fang im Schloss Fotheringay am 11. Oktober 1586 an. Walsingham war an den nächsten zwei Tagen anwesend. Der Höhepunkt seiner Karriere und wahrscheinlich seines Lebens war, als Maria, fest davon überzeugt, dass Babington den kompromitierenden Brief vom 17. Juli verbrannte, arrogant erklärte, dass es diese Korrespodenz nie gab. Man könnte sich fast den siegreichen Ausdruck des Gesichtes von Walsingham vorstellen, als er den Brief aus seiner Tasch zog, aber auch den Schock, den Maria in diesem Moment erlebte. Doch sah Maria ein, dass ein Teil nicht von ihrer Hand geschrieben worden war. Sie reißte sich zusammen und erklärte den Brief für Fälschung. Sie hatte natürlich Recht. Aber ohnehin war ihre Schuld für die Verschwörung gegen Elisabeth I. mehr als offensichtlich. Sie wurde für schuldig erklärt und im gleichen Schloss am 8. Februar 1587 hingerichtet.

“Etwas Böses kommt daher”

Francis Walsingham erreichte sein Zeil. Er entfernte die Gefahr, die England seit zwei Jahrzehnten drohte. Aber dann kam eine neue Herausforderung – den Revancheangriff des spanischen Königs und der mächtigen spanischen Armada zu hindern. Eine Invasion von Schottland aus verhinderte er schon dadurch, dass er einen Brief an Marias Sohn schickte, der nun der schottische König Jakob VI war und Protestant. Walsingham versuchte ihm zu erklären, dass die Hinrichtung seiner Mutter vor allem eine politische Sache war und nichts mit der persönlichen Abneigung zu tun hatte.

England war in seiner Unterstützung den protestantischen Aktivisten in den Niederlanden isoliert. England wurde auch die Tatsache vorgehalten, dass die katholische Familie Guise den französischen König Henry III fast wie einen Gefangenen im Hause hielt. Das hatte zur Folge,  dass er fast keine politische Macht mehr hatte. Das Land befand sich Ende 1586 in einer Situation voller Spannung, welche eigentlich sehr ähnlich der von 1939 war, als man den Krieg erwartete. Man fühlte Spannung in der Luft. Es war offensichtlich, dass, wie Shakespeare in seinem Werk Macbeth schrieb, “Etwas Böses kommt daher” (en. Something Wicked This Way Comes). Die Frage war nicht mehr, ob Spanien angreifen wird, sondern nur wann. Um das herauszufinden, nahm er jede Hilfe seiner Mitarbeiter an.

Dank seiner Spitzer erhielt Walsingham Informationen, dass die spanische Flotte von  Lissabon aus nach England zwischen dem 18. und 20. Mai 1588 aussegelte. Die zahlenmäßig überlegene Armada erlitt eine schwere Niederlage am 8. August 1588 bei Gravelines im Ärmelkanal aus zwei Gründen. Einerseits waren die Engländer für den Angriff bereit und andererseits mussten die spanischen Schiffe wegen eines starken Windes Richtung Irland segeln, wo sie die endgültige Havarie erlebten. Im Gegensatz dazu hatte Francis Walsingham sowie ihre Herrscherin viele Gründe zur Zufriedenheit.

Er starb am 6. September 1590 im 58. Lebensjahr. Seine Beerdigung war bescheiden, und trotz seines unbezweifelbaren Beitrags zur Aufrechterhaltung der Herrschaft von Elisabeth I., steckte er tief in Schulden. Obwohl Elisabeth Tudor nie ganz die Bedeutung von  Francis Walsingham verstand, oder zumindest nicht öffentlich zugeben wollte, war sich doch ein Mann dessen bewusst. Nachdem der spanische König Philipp II den schriftlichen Bericht über Walsinhams Tod im Palast Escorial, wo er wohnte, erhalten hatte, nahm er einen Stift in die Hand und schrieb auf dem Rand des Berichts: “Gute Nachricht”.

Cardan-Gitter

Auch die sorgfältig ausgewählten Codes in der Korrespondenz konnten den Verschwörern nicht helfen,  vor allem dank der Fähigkeit von Thomas Phelippes, Codes zu dekodieren und neue zu erfinden. Bei den einfachsten Coden, musste man einen Buchstaben des Alphabets durch einen anderen ersetzen. Ersetzt man beispielsweise den Buchstaben M durch T, A durch P, R durch F, Y durch S, bekommt man den Begriff “TPFS”, der eigentlich “Mary” bedeutet. Die Dekodierung wurde dadurch erschwert, dass die Regel ständig geändert wurden. In den Kodierungsregeln, die Gilferd Gifford verwendete, als er aus Chartley berichtete, stand der Buchstabe X für den französichen König, Y für den spanischen König und Z für Elisabeth I. und Mary. Dann wurden die Codes geändert, indem im weiteren Schriftwechsel ??? für den Papst stand, O für Spionage, e für geheim, die Nummer 8 für Packet und das Symbol _ für Francis Walsingham. Ein ähnliches Kodierungssystem wurde von Al-Quaida Agenten 2005 in Pakistan verwendet, um ihre Identität und Standort zu vertuschen. Darüber hinaus wurden im Rahmen von Babingtons Verschwörung auch Papiere mit strategisch gebohrten Löchern verwendet, die nur solche Teile einer Nachricht zeigten, welche eine bestimmte Bedeutung trugen. Jacopo Mannucci benachrichtigte Walsingham über die eigentliche Einstellung des französischen Hofes zu Elisabeths möglicher Heirat mit dem Herzog von Anjou.

Charles Sledd schrieb sich im Juli 1579 am Ehrwürdigen Englischen Kolleg in Rom ein und infiltrierte die Reihen der dortigen katholischen Imigranten. Nach der Rückkehr gab er Walsigham eine eindrucksvolle Anzahl von Namen, die an der Verschwörung gegen Königin Elisabeth I. beteiligt waren. Damit trug er bei, die geheime Organisation von ausländischen Verschwörern – den Jesuiten in London – zu brechen.

Thomas Norton verfasste gemeinsam mit Thomas Sackville die Tragödie Gorboduc, die von einer Rebellion gegen den Herrscher handelt. Zu Revolten kommt es, weil der Herrscher keine Nachkommen hat, was eine offensichtliche Botschaft an die jungfräuliche Königin Elisabeth I. darstellte. Er schrieb auch das Werk “Die Kette der Verräte” mit einer detaillierten Übersicht aller katholischen Verschwörungen gegen England in der Zeit zwischen 1583 und 1585. Für einen längeren Zeitraum seines Lebens arbeitete er als Prüfer und Folterer in Tower of London. Insbesondere zeichnete er sich während der Untersuchung von Francis Throckmorton aus, der eine weitere Verschwörung gegen Elisabeth I. in Zusammenarbeit mit dem Papst Gregor XIII., spanischen König Felipe II. und englischen Jesuiten anzettelte.

John Hart war Priester, der zunächst Anhänger von Maria Stuart war, aber als  er im Dezember 1581 Folterinstrumente nur ansah, überging er ins Walsinghams Lage. John Hart wurde zu einem seiner vertrauenwürdigsten Agenten.

Giordano Bruno, ein italienischer Renaissance-Philosoph, blieb als Gast im Haus von Michel de Castelnau, dem französischen Botschafter. Gleich nach der Ankunft bot er seine Geheimdienste der Krone von England. Im Sommer 1583 schaffte er gerade Nicolas Leclerc, den persönlichen Sekretär von de Castelnau zu charmieren und bestechen. Der Sekräter verkaufte ihm außerordentlich wertvolle politische Geheimnisse, die schließlich natürlicherweise an Walsingham geliefert wurden. G. Bruno benutzte das Pseudonym Henry Fagot.

William Parry gelang es, unter der Aufsicht von Cecil und Walsingham, in die Kreise der katholischen Verschwörer einzudringen und den Köder auszulegen. Er täuschte vor, indem er vorschlug, Elisabeth I. zu töten. Die Verschwörer gingen in die Falle und fingen an, ernsthafte Pläne zu schmieden. Die Nachrichten darüber erreichten – wie üblich – Rom. Nachdem Parry die Beweise für die verschwörerische Korrespodenz zwischen Thomas Morgan, dem Agenten von Maria Stuart und dem Papst Gregor XIII vorgelegt hatte, war Elisabeth I. begeistert und empfing ihn freundlich an ihrem Hof. Allerdings bildete sich Parry dann ein, etwas Ähnliches zu wiederholen, aber dieses Mal alleine, bzw. ohne Unterstüzung von  Cecil oder Walsingham. Als potentielles Opfer wählte er Edmund Neville aus, einen Walsinghams Agenten der ebenfalls verdächtigt wurde, ein Doppelagent zu sein. Parry war fest davon überzeugt, dass nichts schief gehen könnte und versuchte Neville zu überreden, die Königin zu ermorden. Allerdings wird der Jäger zum Gejagten, denn Neville zeigte Parry der Regierung an. Beide landeten im Tower, wo sie die Lehre aus dieser Erfahrung zogen, dass  Spionage im Dienste des Staates ein sehr hohes Maß an Ernsthaftigkeit und ebenso sehr starken Respekt für Hierarchie und Befehlsverantwortung erfordert.

Anthony Standen war einer der besten in seinem Fachgebiet. Dank seinem Freund, Giovanni Figliazzi, dem Botschafter des Herzogs der Toskana in Spanien, schickte er schon im Mai 1587 einen kodierten Bericht an Walsingham, mit der Nachricht, dass vier Galien von Genua Richtung Spanien losgesegelt waren, um sich der Armada anzuschließen. Er berichtigte auch, dass angeblich vier neapolitanische Galeeren hinzusegelten. Königin Elisabeth I. traf selbst die Entscheidung, den geschickten Spion mit dem Geld zu belohnen, da er Kopf und Kragen aufs Spiel setzte, um aus dem feindlichen Zentrum, Madrid, Auskünfte zu übergeben.

Thomas Sutton war englischer Kaufmann und Finanzierungsträger. Er war ein geschickter Verhandler und schaffte mächtige Banken auf dem Gebiet des nördlichen Italiens zu überzeugen, dem König Felipe II., keine Kredite mehr zu gewähren oder mindestens mit der ganzen Sache hinauszuzögern.

Während seines Aufenthalts in Malaga lieferte Nicholas Ousley an Walsingham Informationen über spanische Pläne, die in Weinfässern steckten. Er wurde von Spaniern aufgedeckt und festgenommen, aber ihm gelang, die Gefängniswärter zu bestechen und aus dem Gefängnis zu fliehen. Danach setzte mit der Spionage fort.

Tod der Maria Stuart

Als sie auf dem Blutgerüst stand, war sie von Kopf zu Fuß in Rot gekleidet – im Rot katholischer Märtyrer. Sie starb erst nach dem zweiten Axtschlag. Als der Henker den Schlag führte, traf nicht ihren Hals sondern das Genick, obwohl sein Helfer Marias Körper fest hielt, um den Schlag richtig zu führen. Nach der Enthauptung guckte Marias Haustier aus ihren Gewändern hervor, der Terrier Geddon, und legte sich zwischen dem enthaupteten Kopf und dem toten Körper nieder. Man musste Kraft anwenden, um ihn wegzubringen und Blutflecken abzuwaschen.

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